Fachdialog: Zukunft erfolgreich entscheiden
Expertentalk: Ist unsere Jugend gut beraten?
Anlässlich der best career MaturantInnen-Guide-Jubiläumsausgabe führte career Institut & Verlag Anfang des Jahres zum ersten Mal die Erhebung Stimmungsbild Bildungsberatung an allen Matura führenden Schulen Österreichs durch. Die Ergebnisse stimmen positiv: BildungsberaterInnen fühlen sich in ihrer Rolle gut aufgehoben. Sie sehen ihre SchülerInnen gut auf die Studien- und/oder Berufswahl vorbereitet – vor allem durch die konkrete Maßnahme des persönlichen Gesprächs. Dies betont auch Dr. Friedrich Stanzel, Lehrgangsleiter an der FH Campus Wien: „Face-to-Face-Gespräche mit Bekannten oder auf Messen beeinflussen die Entscheidungen der Maturierenden weit mehr als Online-Werbung.“
Lediglich der Zeitmangel stellt für rund ein Sechstel der Befragten eine Herausforderung dar. Mag. Regina Schuh-Urmston, Bildungslehrerin am Institut Neulandschulen, meint: „Mit mehr zeitlichen Ressourcen könnten wir kreativer auf das Thema ‚Bildungsberatung‘ eingehen und SchülerInnen besser erreichen.“
Mit der Fragestellung ‚Ist unsere Jugend gut beraten? Wie bereiten wir die Generation Z auf ihr dynamisches Arbeitsumfeld vor?‘ beschäftigten sich am 11. März mehrere Stakeholder beim Fachdialog „Zukunft erfolgreich entscheiden“ an einem runden Tisch in der GPK in 1040 Wien. Geschäftsführer Markus Gruber freut sich über den interessanten Austausch: „Wenn die richtigen Menschen im richtigen Job sitzen, profitieren alle Seiten. Deshalb werden wir weiterhin erfolgreiche Entscheidungen unterstützen und als Schnittstelle zwischen Arbeitgebermarkt und Jugend fungieren.“
Auch für René Sturm vom Arbeitsmarktservice Österreich ist klar, wie wichtig die BildungslehrerInnen sind: „Maturierende – vor allem an den AHS – sind unseren Umfragen nach oft noch sehr desorientiert.“ Die ganzheitliche Einbindung in den Schulalltag muss also noch verbessert werden, denn „Bildungsberatung kann nicht punktuell passieren, es handelt sich um Prozessbegleitung“, was MR Dr. Paul Wilkens und Dr. Marion Kern vom BMBWF betonen.
Wichtigen Input zur Bildungs- und Berufsorientierung konnte auch Wilfried Keck vom Berfufsinformationszentrum der Wiener Wirtschaft geben: „Wir sollten den Druck vermindern und entspannter an das Thema herangehen, sodass die Jugendlichen den Weg finden können, der momentan gut zu ihnen passt.“ Keine Laufbahn, kein Karriereweg ist starr in Stein gemeißelt, was auch MR MMag. Thomic-Sutterlüti hervorhebt: „Diversity ist essenziell.“ Das BMI sucht MitarbeiterInnen in verschiedensten Jobs – von der Polizistin bis zum IT-Spezialisten. Wichtig seien dabei neben der Ausbildung vor allem soziale und digitale Skills, denn die Möglichkeiten der Datenvernetzung verändern Berufe in ihrem Alltag. Zum Thema Digitalisierung konnte außerdem Mag. Claudia Eder, die mit dem Projekt fit4internet die digitalen Kompetenzen aller Altersgruppen schult, wichtige Inputs liefern.
Fotos:
https://www.apa-fotoservice.at/galerie/22769
TeilnehmerInnen:
Mag. Regina Schuh-Urmston (Bildungsberaterin, Institut Neulandschulen)
„Wir sollten als BildungsberaterInnen an den Schulen die zeitlichen Ressourcen haben, um kreativer und individueller die Interessen und Fähigkeiten der SchülerInnen mit den vielfältigen Angeboten und Anforderungen des Bildungs- und Arbeitsmarktes zu matchen.“
MR MMag. Helgar Thomic-Sutterlüti (BMI)
„Vor allem in hierarchisch höheren Ebenen ist Diversifizierung in allen Aspekten wichtig.“
„Die Möglichkeiten der Datenvernetzung verändern Berufe in ihrem Alltag.“
MR Dr. Paul Wilkens, Dr. Mag. Marion Kern (BMBWF)
„Bildungsberatung kann nicht punktuell passieren, es handelt sich um Prozessbegleitung. Die Interessen und Vorstellungen der Jugendlichen ändern sich durchschnittlich alle sechs Monate. Auch zwischen 20 und 30 Jahren entwickelt sich das Wertesystem und damit die Vorstellung vom Arbeitsleben oft noch maßgeblich.“
Mag. Claudia Eder (fit4internet, BMWD)
“Digitale Kompetenzen müssen in allen Altersgruppen gefördert werden, schließlich möchte Österreich zu den Top-Nationen in diesem Bereich gehören.“
René Sturm (Arbeitsmarktservice Österreich)
„Durch die Technologisierung erweitern sich Anforderungsprofile und der „Need“ von digitalem Know-how in allen beruflichen Sparten. Trotzdem darf man grundlegende Voraussetzungen der Berufsausübung, wie sie zum Beispiel durch eine nicht-technisierte Alphabetisierung erst realisiert werden können, keinesfalls vergessen. Erinnert sei hier nur an das Erlernen und die sichere Handhabung der persönlichen Handschrift, die auf eine einzigartige und durch digitale Technologien nicht zu ersetzende Weise nicht nur zur Entwicklung der eigenen Individualität beiträgt, sondern auch Fingerfertigkeit, Hand-Augen-Koordination und damit räumliche Vorstellungskraft und vieles mehr fördert.“
„Maturierende – vor allem an den AHS – sind unseren Umfragen nach oft noch sehr desorientiert. Bestenfalls 40, 50 Prozent der AHS-Maturierenden können eine gut begründete und reflektierte Auskunft über Pläne, Absichten und Vorstellungen zu ihrem weiteren Bildungs- bzw. Berufsleben geben.“
Wilfried Keck (Berufsinformationszentrum der Wiener Wirtschaft)
„Neben dem zeitlichen Aspekt dürfen wir nicht übersehen, dass Berufs- und Bildungsentscheidungen keine Lebensentscheidungen sind. Wir sollten den Druck vermindern und entspannter an das Thema herangehen, sodass die Jugendlichen den Weg finden können, der momentan gut zu ihnen passt.“
Dr. Friedrich Stanzel (FH Campus Wien)
„Bildungsberatung und Wirtschaft sollten enger miteinander zusammenarbeiten. Job Rotationen in beide Richtungen würden die Chance bieten voneinander zu lernen und den Bildungsberatern/innen ermöglichen den Jugendlichen ein konkreteres Bild verschiedener Berufe vermitteln“
„Face-to-Face-Gespräche mit Bekannten oder auf Messen beeinflussen die Entscheidungen der Maturierenden weit mehr als Online-Werbung.“
Josef Gary Fuchsbauer (UGÖD)
„Wir müssen den Mut aufbringen, geeignete Wahlmöglichkeiten in der Oberstufe zu bieten. Immerhin werden in Zukunft Spezialisten gefragter denn je sein.“
Detaillierte Erhebungsergebnisse:
Anlässlich der best career MaturantInnen-Guide-Jubiläumsausgabe führte career Institut & Verlag Anfang des Jahres zum ersten Mal die Erhebung Stimmungsbild Bildungsberatung…weiterlesen